Mir fällt die Rezension von Ronja von Rönnes "Wir kommen" gerade schwer. Jeden Tag sitze ich davor und ändere hier und da etwas, aber meine Gedanken zu dem Buch sind in so viele Richtungen gegangen, dass ich den roten Faden noch nicht sehe. Also mache ich in der Zwischenzeit mal noch eine Aktion mit.
Immerhin geht es bei Antonias Classic Confessions diese Woche um Gedichte. Und immerhin sind Gedichte ja all the rage in letzter Zeit auf diesem Blog. 😉

Antonia fragt uns:
(Klassisches) Lieblingsgedicht - Habt ihr eins? Wenn ja, welches?

Eines?! Oh herjeh. Ich weiß, manche haben vielleicht nicht mal eines, aber mir fällt das Wählen so schwer. Es ist auf jeden Fall nur ein momentanes Stimmungsbild, was ich euch jetzt schreibe. Nächste Woche gefragt, würde ich bestimmt wieder ein anderes Gedicht wählen.
Ursprünglich wollte ich Inge Bachmann teilen, aber mit dem Bachmann-Wettbewerb, der ja grade wieder war, gerät sie schon nicht in Vergessenheit. Daher teile ich mit euch ein Gedicht von Friedrich Hebbel das ich sehr mag:

Zwei Wanderer

Ein Stummer zieht durch die Lande,
Gott hat ihm ein Wort vertraut,
Das kann er nicht ergründen,
Nur einem darf er's verkünden,
Den hat er noch nie geschaut.

Ein Tauber zieht durch die Lande,
Gott selber lies ihn gehn,
Dem hat er das Ohr verriegelt,
Und jenem die Lippe versiegelt,
Bis sie einander sehn.

Dann wird der Stumme reden,
Der Taube vernimmt das Wort,
Er wird sie gleich entziffern,
Die dunklen, göttlichen Chiffern,
Dann ziehn sie gen Morgen fort.

Daß sich die beiden finden,
Ihr Menschen, betet viel.
Wenn, die jetzt einsam wandern,
Treffen, einer den andern,
Ist alle Welt am Ziel.

Das Gedicht spricht für mich von Missverständnissen und Einsamkeit und der Möglichkeit, sie zu überwinden, wenn wir alle Anstrengung unternehmen, unsere eigenen Verständnisprobleme zu überkommen, und auf den anderen zuzugehen. Bis uns das Verständnis gelingt, sind wir alle einsame Wanderer. Aber wenn es uns gelingt, sind wir erlöst.

Ich liebe außerdem Hermann Hesses Stufen so sehr, dass es meinen ersten Blogpost ausmacht. Denn dieses Gedicht ist tröstlich und rückt mir den Kopf grade, wenn ich mich in oberflächliche Probleme verrenne.

Und hier noch ein Lyrikbeitrag, der nicht klassisch ist, aber klassisch zum Schieflachen, von Loriot: