Im Sommer 2012 war ich Mitglied der Piratenpartei. Die Landtagswahlen im Saarland, Schleswig Holstein und Nordrhein-Westfalen gaben uns Auftrieb. Wir hatten Hoffnung und waren motiviert für die kommende Bundestagswahl.

Ein Thema, dass mir dabei von Anfang an am Herzen lag, ist das Bedingungslose Grundeinkommen. Die Idee, dass jedem Menschen zur Sicherung eines würdigen Lebensstandards ein bestimmtes Einkommen gewährt wird.

Unser Staat unterstützt die Grundidee der Absicherung bereits, und auch die meisten Bürger sind sich einig: Wir wollen als Gemeinschaft keinen Menschen fallen lassen. Aber was momentan als Lebensgrundlage berechnet wird, sichert keine würdige Existenz und reicht nicht für die aktive Teilnahme an Kultur und Gesellschaft.
Und selbst diese karge Grundsicherung ist an Bedingungen gebunden, die man nur als Gängelei sehen kann: Kannst Du auch wirklich nicht arbeiten? Bewirbst Du Dich auch stetig um jedes ausbeuterische Angebot? Jedes bescheidende Vermögen muss zunächst aufgebraucht werden, bevor die derzeitige Grundsicherung in Kraft tritt.
Statt dem Menschen und seiner Initiative zu vertrauen, wird mit Zwang und Sanktionen gearbeitet. Dabei wissen die meisten noch nicht einmal, dass vom jetzigen System ausgehend, bei der Arbeitssuche Unmögliches von ihnen verlangt wird.

An den Wahlkampfständen war es immer eine Herausforderung, die Idee des Grundeinkommens zu erklären. Dank des Buches „Einkommen für alle“ habe ich noch einmal einen guten Zugang zu den Grundlagen des Themas gefunden. Fünf Gedanken möchte ich heute mit euch teilen.

(Ich habe bisher die ersten beiden Teile des Buches gelesen und bin damit in der Mitte. Es kommt in Zukunft also noch ein Beitrag, wenn ich fertig bin. Aber das ist ein Buch zum durcharbeiten und erst einmal mache ich wieder eine Belletristik Pause.)


Einkommen für alle

Autor: Götz W. Werner
Verlag:Bastei Lübbe
ISBN: 978-3-404-60607-8
Erscheinungsjahr: 2008
Seitenzahl: 239
Preis: 9.90€
Buchseite im Verlag

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Das Märchen von der Vollbeschäftigung

Die typische Argumentation geht ungefähr so: Wir haben nicht genug Arbeitsplätze, daher müssen wir investieren und Innovation befördern, dadurch entstehen neue Arbeitsplätze, und wenn es nur genug Wachstum gibt, haben wir auch für jeden Arbeit .
Doch es gibt im Staat immer eine gewisse Sockelarbeitslosigkeit.
„Warum? Weil es immer, so die Volkswirte, Menschen gebe, die auf Grund ihrer Qualifikation, ihres Alters, oder ihrer Gesundheit aufgrund ihres Wohnortes oder anderer Lebensumstände und Hindernisse keinen Arbeitsplatz finden – und wenn dann jedenfalls nicht sofort. Und weil es natürlich auch Menschen gibt, die sich gerade beruflich neu orientieren, weiterbilden, oder aus anderen Gründen vorübergehend arbeitslos sind.“
Vollbeschäftigung wird es nie geben. Laut Werner halten extreme Optimisten unter den Ökonomen eine Sockelarbeitslosigkeit von 3% für ein erstrebenswertes Ziel. Realistischere Denker wären auch mit 5% zufrieden.

Sozialstaat vereinfachen und Geld sparen

Auch jetzt schon gewährt der Staat Hilfen für die unterschiedlichen Bedarfslagen: Kindergeld, Rente, Pflegegeld, BaföG, Wohngeld, Arbeitslosengeld 1 und 2, Waisen- und Witwenrente, Sozialhilfe, Gründerzuschuss – das sind nur die, die mir spontan einfallen.
Sie alle ziehen einen Rattenschwanz an spezifischen Regelungen und Verwaltungsaufwand nach sich.
Hieraus eine Leistung zu machen. Ein Grundeinkommen, mit dem jeder ausgestattet wird, und dessen Gewährung keiner detaillierten Anspruchsprüfungen bedarf, spart in der Gesamtbetrachtung sogar Geld.

Es gibt keinen Arbeitsmarkt

Ein Markt ist ein Ort, an dem Angebote gemacht werden. Ich kann auf einen Markt gehen und mir diese Angebote ansehen. Jedoch muss ich auch immer die Möglichkeit haben, nichts zu kaufen. Kaufen viele Menschen nichts, so müssen die Angebote angepasst werden.

„Nur da, wo jeder anbieten oder nachfragen kann, wo aber auch jeder die Freiheit hat, verzichten zu können, erst da entsteht ein Markt.“
Haben wir einen solchen Markt für Arbeit, auf dem beide Seiten frei Entscheidungen treffen können? Nein. Wir haben eine Situation, in der die miesesten, ungerechtesten Jobangebote noch Abnehmer finden. In der die Arbeitgeber klar am längeren Hebel sitzen. In der tatsächlich Zwang zur Arbeit besteht, da ohne die entsprechenden Nachweise über Bemühungen zur Arbeit der Anspruch auf Sozialleistungen verfällt. Ein bedingungsloses Grundeinkommen würde einen tatsächlichen Arbeitsmarkt schaffen.

Produktionsarbeit wird mehr und mehr erleichtert

Etwas kann jeder erkennen: Dank unseres technischen Fortschritts können wir in Zukunft immer schneller und zuverlässiger produzieren. Arbeiten, für die heute noch Menschen nötig sind, können in Zukunft ebenfalls durch Maschinen verrichtet werden, die weniger Fehler machen, und keine Pausen und keine Sozialleistungen brauchen. Die Produktion wird billiger und akkurater. Doch Dies hat einen großen Nachteil...

Arbeit am Menschen und Arbeit an der Natur

Werner unterscheidet zwei Arten der Arbeit. Die Arbeit am Menschen schließt Medizin, Pflege, Betreuung, Bildung und Kulturarbeit ein. Die Arbeit an der Natur ist alle Herstellung von Produkten aus vorhergehenden Materialien. Während diese Produktionsarbeit also immer schneller und billiger von Statten gehen kann, wird die Arbeit am Menschen nie produktiver werden.
Dies ist die Arbeit, die zählt. Diese Arbeit am Menschen kommt uns im Vergleich auf einmal zu teuer vor, da wir sie nicht der Produktionsarbeit entsprechend immer günstiger und effektiver machen können. Dem sind bei der Arbeit am Menschen natürliche Grenzen gesetzt. Grenzen, die uns schon seit einiger Zeit in Krankenhäusern, Schulen und Altersheimen etwa schmerzlich bewusst werden.

„Deshalb haben wir den Eindruck wir könnten uns solche Arbeiten „nicht mehr leisten“. Dabei können wir sie bloß nicht bezahlen. Was wir dagegen sehr gut könnten, ist solche Arbeit zu ermöglichen. Das ist sogar der wesentliche Gedanke hinter der Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens: es ermöglicht Arbeit, die man nicht bezahlen kann.“
weiterführender Link:

Wen das Thema interessiert, der kann sich einmal die Seite meingrundeinkommen.de ansehen.
Dort wird regelmäßig ein Grundeinkommen vonn 1000€ monatlich für ein Jahr verlost und es entstehen schöne Erfahrungen, was es mit den Menschen macht.

Was würde ich mit einem Grundeinkommen machen? Klick

Kommentarfrage

Und was würdet ihr tun? 🙂
Wenn man sich wirklich einmal in die Situation hinein versetzt, seine Zeit für die eigenen Projekte und Prioritäten einsetzen zu können, ist die Antwort auf diese Frage gar nicht so leicht.