Lebensgeister von Banana Yoshimoto, ist im September 2016 erschienen.

Sayako hat zusamen mit ihrem Geliebten einen Autounfall, den sie überlebt. Sie verarbeitet ihre Nahtoderfahrung und die Trauer um ihren Freund und findet langsam ins Leben zurück. Diese Zusammenfassung wäre so zutreffend wie ungenügend.

Lebensgeister
(Original: Sweet Hereafter)

Autorin: Banana Yoshimoto
Verlag: Diogenes
Übersetzer: Thomas Eggenberg
ISBN: 978-3-257-30042-0

Erscheinungsdatum: 28. September 2016
Seitenzahl: 160

Buchseite beim Verlag



Das Buch beginnt mit der Erfahrung des Todes, die so schön ist, dass man sich mit Macht wünscht, sie wäre wahr. Solange ich las, war ich auch überzeugt davon und glücklich. Banana Yoshimoto versteht ihr Handwerk gut.
Aber für Sayako ist es noch nicht an der Zeit, weiterzugehen. Sie wacht wieder auf. Die folgende Geschichte ist purer Alltag. Wir folgen Sayako und hören, wie sie mit ihren Eltern und Schwiegereltern nach ihrem Unfall umgeht. Aber auch Mystik ist in die Geschichte gewebt. Sayako lernt zwei Barbesitzer und zwei Geister kennen. Und immer wieder, aber sich stetig in der Art und Weise wechselnd, denkt sie an ihren Freund und wir verstehen, wie der Trauerprozess sich entwickelt.

Lebensgeister ist ein unaufgeregtes Buch, dessen Handlung sich zwischen der Welt der Lebenden und der der Geister bewegt, aber ohne jede Sensationalität, die man sich dabei vorstellen könnte. Im Gegenteil, mit einer erfischenden Selbstverständlichkeit sind die Geister Teil der Geschichte. Mich berührt die japanische Mystik. Sie ist mir auch ein wenig vertraut, dadurch, dass ich Japanologie studiert habe.
Lebensgeister lebt nicht von Plottwists, sondern von der Ehrlichkeit und Einfachheit, mit der Banana Yoshimoto uns Gedanken oder Erfahrungen formuliert, die sonst vage oder verschwommen geblieben wären. Es ist ein Buch in dem ich ein paar Sätze gefunden habe, die wie für mich geschrieben scheinen, und von dem ich denke, dass viele Menschen solche Sätze darin finden können. Es ist ein sehr tröstliches Buch.

Zweitlesefaktor

9 von 10, der Zauber wird sich auch ein zweites Mal entfalten. Lebensgeister ist außerdem ein Buch, bei dem es sich lohnt mit dem Wissen, das man am Ende dazu gewinnt, noch einmal den Anfang zu lesen.

Was bleibt

Ein wunderschönes Bild vom Übergang vom Tod zum Leben. Ein schöneres habe ich noch nicht gekannt.

Lohnt?

Ja. Sehr. Für Liebhaber von ruhigen Geschichten, subtilen Charakterentwicklungen und japanischer Mystik.
Für alle die Trost suchen gegenüber dem Tod oder gegenüber dem Leben.

 
weitere Rezensionen:

Den wichtigen Hinterund erklärend: Literaturkritik.de
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wohlwollender: Am Meer ist es wärmer
Radiobeitrag: SWR2
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