Immerhin geht es bei Antonias Classic Confessions diese Woche um Gedichte. Und immerhin sind Gedichte ja all the rage in letzter Zeit auf diesem Blog. 😉
Antonia fragt uns:
(Klassisches) Lieblingsgedicht - Habt ihr eins? Wenn ja, welches?
Eines?! Oh herjeh. Ich weiß, manche haben vielleicht nicht mal eines, aber mir fällt das Wählen so schwer. Es ist auf jeden Fall nur ein momentanes Stimmungsbild, was ich euch jetzt schreibe. Nächste Woche gefragt, würde ich bestimmt wieder ein anderes Gedicht wählen.
Ursprünglich wollte ich Inge Bachmann teilen, aber mit dem Bachmann-Wettbewerb, der ja grade wieder war, gerät sie schon nicht in Vergessenheit. Daher teile ich mit euch ein Gedicht von Friedrich Hebbel das ich sehr mag:
Das Gedicht spricht für mich von Missverständnissen und Einsamkeit und der Möglichkeit, sie zu überwinden, wenn wir alle Anstrengung unternehmen, unsere eigenen Verständnisprobleme zu überkommen, und auf den anderen zuzugehen. Bis uns das Verständnis gelingt, sind wir alle einsame Wanderer. Aber wenn es uns gelingt, sind wir erlöst.Zwei Wanderer
Ein Stummer zieht durch die Lande,
Gott hat ihm ein Wort vertraut,
Das kann er nicht ergründen,
Nur einem darf er's verkünden,
Den hat er noch nie geschaut.
Ein Tauber zieht durch die Lande,
Gott selber lies ihn gehn,
Dem hat er das Ohr verriegelt,
Und jenem die Lippe versiegelt,
Bis sie einander sehn.
Dann wird der Stumme reden,
Der Taube vernimmt das Wort,
Er wird sie gleich entziffern,
Die dunklen, göttlichen Chiffern,
Dann ziehn sie gen Morgen fort.
Daß sich die beiden finden,
Ihr Menschen, betet viel.
Wenn, die jetzt einsam wandern,
Treffen, einer den andern,
Ist alle Welt am Ziel.
Ich liebe außerdem Hermann Hesses Stufen so sehr, dass es meinen ersten Blogpost ausmacht. Denn dieses Gedicht ist tröstlich und rückt mir den Kopf grade, wenn ich mich in oberflächliche Probleme verrenne.
Und hier noch ein Lyrikbeitrag, der nicht klassisch ist, aber klassisch zum Schieflachen, von Loriot:
4. Juli 2016 um 14:33
Wie schön, durch diese Aktion neue Gedichte zu entdecken. Hebbel schätze ich auch, aber dieses kannte ich noch nicht, ‚Stufen‘ dagegen schon. Es wird ja auch ausschnittsweise oft zitiert.
VG, Ingrid
4. Juli 2016 um 14:40
Hallo Ingrid,
Danke für den Kommentar. Beim Querlesen fand ich, dass viele recht bekannte Gedichte gewählt haben. Ich wollte auf jeden Fall eines, dass nicht jeder kennt. Aber was die Stufen angeht kann ich nicht anders, als sie bei der Gelegenheit auch anzupreisen, es ist so ein Herzensgedicht für mich.
Ich geh gleich mal schauen, welches Du geteilt hast. 😉
15. Juli 2016 um 14:47
Ich tue mich mit Lyrik ja insgesamt eher schwer, auch wenn ich manche Gedichte echt gelungen finde. Einen Gedichtband von Goethe habe ich hier rumliegen und dank ihm finde ich langsam immer mehr Gefallen daran. Trotzdem schlägt mein Herz wohl eher für die Epik, nicht die Lyrik.
Das von dir ausgesuchte Gedicht hat was. Hebbel ist mir eher unbekannt, aber es ist immer toll, neue Namen zu entdecken. 🙂
15. Juli 2016 um 14:49
P.S. Ist es irgendwie möglich, dass man per Mail benachrichtigt wird, wenn weitere Kommentare unter diesem Beitrag erscheinen? Ich finde das immer sehr praktisch, weil man manchmal ja doch vergisst, dass man kommentiert hat und dann verpasst man die Antwort oder liest sie zu spät.
🙂
15. Juli 2016 um 15:29
Hi Jenny, da bist Du ja wieder 🙂
Na, sind bei Dir die Klausuren so langsam rum? 😉
Ich bin auch durch die letzten paar Blog-Aktionen erst wieder so richtig auf Gedichte gekommen. Es gab eine Montagsfrage, und dann gab es hier bei den Classic Confessions das Thema. Demnächst teile ich wohl auch noch mal ein eigenes kurzes Gedicht.
Bei dem Hebbel Gedicht oben bekommen ich immer noch eine Gänsehaut wenn ich die letzten drei Zeilen lese.
Danke für die Anregung mit der Email-Benachrichtigung. Ich hatte auch schon darüber nachgedacht, bisher aber noch nicht gehandelt, weil ich nicht wusste wie sehr es gewünscht wird, und ich nur die nötigsten Plug-Ins verwenden will um die Seiten möglichst schnell ladend zu halten.
Aber wenn sich eine treue Leserin etwas ausdrücklich wünscht, dann mach ich das natürlich. Sollte spätestens morgen Mittag stehen. 😉
15. Juli 2016 um 23:44
Ab jetzt immer unter dem Kommentarfeld zu finden. :>
16. Juli 2016 um 19:27
Ja, die Klausuren sind endlich durch! 🙂
Die drei letzten Zeilen sind auch wirklich sehr ausdrucksstark. Irgendwie passt das Gedicht auch heute noch gut.
Ich wollte dich jetzt selbstverständlich nicht zwingen, aber es kann bestimmt auch für andere praktisch sein. Ich finde das immer sehr hilfreich. 🙂
Danke auf jeden Fall! :))))