Wasser ist Leben.

Das Prinzip aller Dinge ist Wasser.
Aus Wasser ist alles und ins Wasser kehrt alles zurück. Thales von Milet

Mit ihrem Buch „Die Geschichte des Wassers“ im Original nur Blå (Blau) betitelt (schade, dass man in Deutschland mal wieder dachte, Titel einer Reihe unbedingt vereinheitlichen zu müssen), will Maja Lunde uns das essentielle Element in seiner Notwendigkeit für unser Leben nahe bringen. Und sie will zeigen, dass der Zugang aller Menschen zu Trinkwasser durch den Klimawandel in Gefahr ist.

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Die Geschichte des Wassers (Original: Blå)

Autorin: Maja Lunde
Übersetzerin: Ursel Allenstein
Verlag: btb
ISBN: 978-3-442-75774-9
Erschienen: 19.3.2018
Seiten: 480
Preis: 20€
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Das Buch ist Teil ihres geplanten Klima-Quartetts, aus dem im letzten Jahr bereits Die Geschichte der Bienen erschien (das tatsächlich auch auf norwegisch Bienes historie heißt) und zum meist verkauften Buch in Deutschland 2017 wurde. Über alle Genre hinweg.

Hing ich bei der Bienensache mal wieder dem Hype hinterher, so wollte ich die Geschichte des Wasser nun aber auf jeden Fall mitnehmen.

Ich wollte berührt sein. Wollte wachgerüttelt werden. Wollte mitgerissen und beeindruckt von der entfalteten Zukunftsvision mich bei jeder etwaigen Wasserverschwendung daran erinnern und das Buch mir eine anhaltenden Mahnung sein lassen.

Es gibt Bücher, Geschichten, Autoren, die es fertig bringen, dass man sein Leben ändert. Die uns nachdem wir sie zuschlagen, noch lange begleiten. Die Geschichte des Wassers ist kein Buch dieser Art.

Leider wurde mir das Lesen langwierig, die Geschichte scheint mir eindimensional und uninspiriert.

Inhalt und Kritik

Die Hauptcharaktere sind Signe und David. Signe ist eine 70-jährige norwegische Umweltaktivistin 2017 etwa in unserer Zeit, David ein Vater auf der Flucht in Süd-Frankreich im Jahr 2041, mit seiner kleinen Tochter Lou. Er musste aus seiner Heimatstadt fliehen, die eines Tages brannte. Er ist auf de Suche nach seiner Frau und seinem Sohn, von denen Lou und er auf der Flucht getrennt wurden.

Zwei Zeitebenen – eigentlich aber sind es drei, denn es gibt da auch noch den Rückblick auf Signes früheres Leben, ihre Liebe zu einem Mann, der nicht so stark ist wie sie, und als Unternehmer aus dem Raubbau am norwegischen Eis kurzfristig Gewinn schlägt, um finanzielle Sicherheit zu gewinnen.

Die ist meine erste Kritik an dem Buch: Der Rückblick. Dieser ewige Rückblick nimmt mehr von der Geschichte ein als Signes eigendliche Gegenwart und ich weiß als Leser nicht, wieso ich das überhaupt später alles wissen muss. Es ist anstrengend, soviel Rückblick zu lesen.

Die Geschichte des Wassers plätschert über fast die gesamte Länge des Buches vor sich hin. David und Lou kommen in einem Flüchtlinglager an. Mehr passiert lange nicht.
„Ist die Einleitung langsam vorbei?“ dachte ich, doch es ging in stetigem Tempo dröge weiter. Es hätte soviel mehr Handlung in das Buch gepasst.

Bei allem wirken auch noch die Charaktere hölzern. Ich war auf Distanz zu ihnen. Und es schien mir, als hätte auch die Autorin nicht richtig zu ihnen gefunden - „mehr wie Ideenträger im Dienste einer gut gemeinten Sache und weniger wie jene faszinierenden Wesen die nur große Literatur zum Leben zu erwecken vermag“ attestiert auch Deutschlandfunk.

Wenn es etwa um Leben und Tot ging, verhielten sich die Charaktere der Zukunftsvision, wie sich meiner Meinung nach niemand im Überlebenskampf verhalten würde.
Es ist natürlich Glück, wenn die Autorin keine persönlichen Erfahrungen mit Situationen auf leben und Tod hat. Aber es muss doch ihr Anspruch sein, aus dem puren Leben zu schreiben. Stattdessen wirkt gerade in diesen Momenten die Geschichte wie Theater. Zu dramatisch. Gestellt.

Mara Lunde wollte zu viel auf einmal behandeln. Eine Glaubhafte Zukunftsvision ist ihr in meinen Augen nicht gelungen. In dem Buch sind gesellschaftliche und Klima-Probleme kurz angerissen, feministische Untertöne auf einmal zwischendurch vorhanden. Elternschaft ist da, Ehekrise gibt es, Neuverliebtheit, Klimazusammenhänge. Es ist alles nicht rund.
Hin- und her springen die Anklänge eine übergreifenden Idee, die Mara Lunde doch nicht klar zu beschreiben vermochte.

Ich bleibe mit etwas Selbstmitleid und der Leere eine unerfüllten Erwartung nach dem Lesen der „Geschichte des Wassers“ zurück. Ich wäre so gern erschüttert gewesen. Auf eine gute Weise.