Eine neue Montagsfrage. 🙂
Die Aktion wird von Buchfresserchen organisiert und die heutige Frage kommt scheinbar auch von ihr. Sie lautet:
Falls ihr Klassiker lest, habt ihr (einen) besondere(n) Favoriten und wenn ja warum?
Ich lese auf jeden Fall Klassiker. Mir ist auch gleich ein Buch eingefallen, das mir am Herzen liegt:
Die Leiden des jungen Werther von Goethe.
Und dabei ist es gar nicht die Handlung, aus der ich etwas gelernt hätte. Ich kann mich nur noch grob daran erinnern. Sondern es ist eines der Bücher, die mir so stark die Zeit in Erinnerung rufen, in der ich sie gelesen habe. Ich muss euch kurz mitnehmen, damit ihr versteht:
Ich muss in der elften oder zwölften Klasse gewesen sein. Das Werk war Schullektüre. Die meisten meiner Mitschüler haben über jede Schullektüre abgekotzt, ich habe mich fast über jede gefreut.
Wir hatten in Deutsch über die Epoche des Sturm und Drang gesprochen und dieses Werk als Beispiel dafür. (Die meisten meiner Mitschüler haben über jede weit zurückliegende Epoche abgekotzt, ich fand Geschichte faszinierend, seit ich denken kann.) Die neuen Ideale des Sturm und Drang und die Gedichte aus der Zeit sprachen mich an. Ich hatte das Gefühl, ich konnte diese junge Generation damals ein wenig verstehen.
Und nun habe ich für den Werther auch ein besonderes Buch bekommen.
Ihr kennt vielleicht das grüne Heftchen der Hamburger Lesehefte - ich habe leider kein Coverbild dazu gefunden, dass ich hier zweifelsfrei verwenden darf - das hatten wir alle von der Schule aus bekommen. Ich aber habe mir eine andere Version von meiner Großtante erbeten. Meine Großtante und Großeltern lebten damals in einem großen Haus voller Bücherregale. Und ich hatte nun eine ältere Ausgabe gefunden, in altdeutscher Schrift, und beim Aufschlagen mit dem eigentümlichen Geruch von altem Papier. Mein Herz war am Klopfen über die köstliche mehrfache Herausforderung, die alte Schrift, die kompliziert herrliche Sprache, und die weit zurückliegenden Gedanken dieser Sturm und Drang Zeit gemeinsam zu entdecken. Und dann die zusätzlichen Geschichten um das Werk! Wie es der erste Briefroman und darin so innovativ war, und wie das Wertherfieber bei den Jugendlichen der Zeit um sich griff! Das alles hat mich beeindruckt.
Goethe und Schiller waren mir schon vor dieser Zeit vertraut und Weimar meine Herzensstadt. So war ich ohnehin ganz aufnahmebereit für jedes Werk der beiden.
Ich finde es faszinierend, wie vielseitig die Leseerfahrung sein kann. Wie uns manchmal eine Handlung ganz betreffen kann und so viel gibt, und manchmal ein Buch, ganz abgesehen von seiner tatsächlichen Handlung, einfach so bezeichnend in unserem Herzen bleibt für eine bestimmte Zeit in unserem Leben, oder für die Umstände, in denen wir es bekommen haben.
Ich bin schon gespannt auf eure Beiträge.
30. Mai 2016 um 19:12
Als wir in der Schule Sturm und Drang durchgenommen habe, war die Pflichtlektüre Die Räuber von Schiller. Ich glaube, ich war damals die einzige, die es gelesen hat. Pech für den Lehrer, dass ich’s nicht zugegeben habe …
Mein „Augapfelbuch“ in diesem Zusammenhang ist eine Ausgabe von Schillers Werken, die ich meinem Vater abgenommen habe. Der hatte das Buch als Klassenbester bekommen!
Und Weimar liebe ich ja auch über alles, war auch schon mehrfach dort …
30. Mai 2016 um 19:30
Hallo, schön, dass Du vorbei schaust 🙂
Wir haben die Räuber auch gelesen. Ich weiß aber nicht mehr, in welchem Zusammenhang. Vielleicht haben wir daran den klassischen Dramenaufbau durchgepaukt. Ich muss allerdings sagen, das Stück hat sich mir nicht so groß eingeprägt. Die Geschichte drum herum (erstes Stück, Schillers Lebensumstände, Skandal der Uraufführung) aber wieder schon. 😀
Die Freundschaft zwischen mir und meiner besten Freundin hat sich in Weimar entwickelt. Später ging meiner erste selbständige Reise mit ihr dorthin. Wir haben uns fest vorgenommen, spätestens als alte Omis noch einmal gemeinsam dorthin zu fahren. Ach ja, Weimar, es ist immer ein Aufatmen, wenn ich dorthin komme. ~ <3
30. Mai 2016 um 21:05
Ich habe mich ja bei meinem ersten Kurztrip nach Weimar so in die Stadt verliebt, dass ich gleich ein ganzes Buch geschrieben habe, das in Weimar spielt … so inspiriert war ich! Und es war natürlich ein guter „Vorwand“, um wieder dorthin zu reisen 🙂
30. Mai 2016 um 21:07
Sehr guter Plan, den Du da hattest! 😀