Mukhtar Mais 12-jähriger Bruder soll ein Verhältnis mit einer Tochter der Mastoi, eines höhergestellten Familienstammes in ihrem Dorf, gehabt haben. Es ist nicht wahr. Als sie zu einer Dorfversammlung gehen soll, um bei den Mitgliedern der Mastoi für ihre Familie um Vergebung zu bitten, wird sie vor den Augen des Dorfes an den Haaren in einen Schuppen gezogen, wo ihr 4 Männer Gewalt antun.
Es ist nie um Verzeihung gegangen. Es war von Anfang an klar, dass nur diese Vergewaltigung einer Unbeteiligten die Ehre der Mastoi wiederherstellen könne.
Die Schuld eine Frau zu sein
Autorin: Mukhtar Mai (Wiki-Link)
Verlag: Droemer-Knaur
Erscheinungsjahr: 2007
*Nur noch gebraucht zu kaufen*
Dieses Buch erzählt in Mukhtar Mais eigener Stimme, wie sie nach dem Verbrechen wieder aufstand. Wie sie mit dem Justizsystem in Pakistan zu kämpfen hatte, als sie sich wehren und mit einer Anzeige Gerechtigkeit erstreiten wollte.
Als sie dabei bemerkte, wie die Männer die Frauen ausnutzen, die nicht lesen können, und gleichzeitig davon profitieren, die Frauen in Unwissenheit zu halten, beschloß sie, sich für eine Mädchenschule in ihrem Dorf einzusetzen.
Sie schreibt vom internationalen Interesse an ihrem Fall, der Hilfe, die sie erhalten hat, und nennt auch andere Fälle himmelschreienden Unrechts an Frauen in Pakistan.
Teil der internationalen Hilfe war das Angebot, dieses Buch zu schreiben, das zunächst in Frankreich veröffentlicht wurde, um das Anliegen Mukhtar Mais bekannter zu machen.
Das Buch ist klar und größtenteils chronologisch erzählt. Manchmal wirkt es etwas eintönig, denn es hat keinen ausgeprägten Spannungsbogen. Jedoch habe ich mich der Erzählerin durch die einfache Erzählweise sehr nahe gefühlt. Als würde sie meine Sprache sprechen konnte ich mir vorstellen, wie sie ernst von all dem Unvorstellbarem berichtet, dass ihr widerfahren ist; im Guten und im Schlechten. Wie sie sogar einmal beim Präsidenten Musharraf war, um ihn zurechtzuweisen.
Man sitzt vor so einem Buch und versucht innerlich abzuwehren, was man liest, und doch weiß man, dass es wahr sein muss. Einigermaßen unbehelligt mit gleichen Chancen wie als Frau in einer westlichen Gesellschaft zu leben, ist, die ganze Welt betrachtend, eher die Ausnahme. Und vieles ist mir als Kind in die Wiege gelegt worden, was andere erkämpft haben.
Der Kampf der Menschen und Frauenrechtsorganisation gegen Ehrverbrechen in Pakistan ist noch nicht ausgekämpft.
18. Juni 2017 um 12:18
Sehr wichtiges Thema und schön, dass du dazu so ein gutes Buch gefunden hast. Es ist so toll zu sehen, wie viele Frauen in diesem Kulturkreis sich für ihre Rechte einsetzen und wie viel Erfolg sie damit haben, egal, wie viele Steine ihnen in den Weg gelegt werden.
Ich hoffe, wir hören in Zukunft mehr von Vorbildern wie ihr! 🙂
20. Juni 2017 um 11:57
Ja,
aber es ist wirklich sehr bedrückend dass so etwas überhaupt passieren muss. Lieber wäre es uns denke ich allen, wenn man gar nicht erst so ei Vorbild werden müsste, sondern in seinem Dorf friedlich und glücklich vor sich hinleben kann.
Malala kommt ja auch aus Pakistan, ist mir aufgefallen, und auch sie kämpft für Bildung für Frauen.
Ich kann von solchen Büchern wirklich nicht viele im Jahr lesen, sie nehmen einen auch sehr mit.