Zeitgenössisch, Jugendbuch

Eine wie Alaska

Eine wie Alaska

von: John Green

4 Stars

Coder Credit
John Green wollte ich schon lange lesen. Ich schaue englische und amerikanische Booktuber. Sara (ab 0:52) fand Alaska die schlechteste weibliche Figur, die John Green je geschrieben hat; gleichzeitig ist dies das Lieblingsbuch vieler John Green Fans. Interessanter Konflikt. Ich war noch am gleichen Tag in der Bibliothek.

Wie die Geschichte beginnt

Miles lebt in Florida. In seiner Schule hat er kaum und oberflächliche Freunde, zuhaus verbringt er seine Zeit mit dem Lesen von Biographien und merkt sich letzte Worte. Nach den Sommerferien will er auf das Internat Culver Creek gehen, um nach dem „großen Vielleicht“ zu suchen. Er freundet sich mit seinem Zimmergenossen Chip an, der Streiche liebt, Alaska, die die Zigaretten und den Alkohol beschafft und Takumi, dem Hobbyrapper. Das Buch ist geteilt in ein Davor und Danach; es beschreibt 136 Tage vor und 136 Tage nach einem Ereignis am Internat, das Miles prägen wird.

Meinung

Als ich die ersten Seiten las habe ich mich gefragt: Bin ich nicht doch zu alt für ein Buch über 16-Jährige? Ich dachte: Jetzt kommt ein bisschen Internatsabenteuer, etwas Teeni-Herzschmerz und am Ende habe ich nichts gelernt, denn ich habe meine Pubertät ja bereits erfolgreich überstanden. Und das alles kommt auch, also wer solche Geschichten eh mag und grade viel damit anfangen kann: Empfehlung. Aber da kommt auch noch viel mehr. Wer hätte gedacht das ein zentrales Thema des Romans die philosophische Frage ist: „Wie kommen wir aus dem Labyrinth des Leidens heraus?“

Der Originaltitel des Buches ist „Looking for Alaska“: Man sucht, was wirklich in ihr vorgeht, auch als Leser. Sie spielt so cool und selbstbewusst aber da scheint es etwas zu geben, das sie nicht aussprechen kann und mit niemandem teilt. Ich konnte sie gut verstehen. An einigen Stellen hätte ich mir sehr gewünscht, dass das Buch nicht aus Miles sondern aus ihrer Sicht geschrieben wäre und fand sie die interessantere Figur. Miles würde es mir nicht übel nehmen, er hält sich selbst für langweilig.

Das Thema Religion ist in den Roman eingewoben und ich habe es genossen. John Green dankt am Ende des Buches einigen Lehrern. Ich stelle mir vor, er hat alles Gute und Respektwürdige, das ihm Lehrer je getan haben, in der Figur des Religionslehrers Mr. Hyde zusammengeschrieben. Man spürt, dass er ein echter Lehrer ist, der vermitteln kann, dass sein Stoff relevant ist für das Leben.

Am Ende habe ich geweint. (Wohl bemerkt nicht bei dem eigentlichen Ereignis in der Mitte, und nicht bei allem, was für die Jugendlichen daraus folgt.)

Warum 4 Sterne? Der fehlende Stern ist ein Stück fehlende Einfühlung. Ich mochte die Figuren, ich konnte sie verstehen, ich war gespannt und es war mir nicht egal, was passiert. Aber ich war nicht völlig in der Welt, ich war mir immer noch sehr klar darüber, ein Buch zu lesen.

Dazu hat beigetragen, das das Buch wirklich sehr gut durchdacht und gegliedert ist. So gut durchdacht eben, dass nichts Unwichtiges oder Zufälliges zu passieren scheint, und man bei fast jeder Äußerung sagen kann, vorauf sie zielt.

Was bleibt

Eins: Die Lust, mehr John Green Bücher zu lesen. Ich habe ihn unterschätzt.

Zwei: Miles findet eine Antwort auf die drängende Frage des Buchs. Es ist eine wichtige Antwort. Ich habe die Erkenntnis noch einmal tief in mich einsinken lassen und es hat mir vorläufig bei einer wichtigen Entscheidung geholfen. Von wegen also, ich könnte nicht aus einem Jugendbuch lernen.

Bitte haltet die Kommentare unter diesem Beitrag Spoiler-frei. Wenn ihr das Buch gelesen habt, lasst uns uns im Nachhall dazu austauschen. 🙂


weitere positive Rezension: pimisbücher.wordpress
weitere kritische Rezension: Seitenschnitt.blogspot