In Wo warst Du, Adam? begleiten wir den Soldat Adam Feinhals und andere Figuren des zweiten Weltkriegs über verschiedene Stationen des Rückzugs der Deutschen Wehrmacht von der Ostfront bis zurück in Feinhals‘ Heimatdorf. Strukturiert ist der Band aus 9 Kurzgeschichten, in denen einige Figuren mehrmals auftauchen.

Wo warst Du, Adam?
Autor: Heinrich Böll
Verlag: Kiepenheuer&Witsch

E-book:
ISBN: 978-3-462-30093-2
Erscheinungsjahr: 2009
(Erstausgabe: 1951 )
Seitenzahl: 232
Preis: 7,49€
Buchseite im Verlag

Amazon I Hugendubel
I Thalia


Zu dieser Zeit des zweiten Weltkriegs gab es nur noch Niederlagen zu verwalten. Böll zeigt verschiedene Blickwinkel auf den Krieg. Ein Lazarett, das aufgegeben werden soll. Der Arzt möchte bei seinen Patienten bleiben. Eine Liebe die getrennt wird, weil er deutscher Soldat und sie Jüdin ist. Einen Lagerleiter mit der kühlen unbeteiligten Effizienz, die sich vorzustellen mir immer noch nicht gelingt, wissend, dass sich einige auf die Frage nach dem „Warum“ auf Befehle bezogen.

Böll verarbeitet in seinen Erzählungen die eigenen Kriegserfahrungen. Von 1936 bis 1945 kämpfte er in der Wehrmacht. Seine Texte, so auch dieser, wollen die organisierte Sinnlosigkeit und die Unerbitterlichkeit des Krieges darstellen.
Wo warst Du, Adam? ist Schullektüre, weil es uns den Krieg nahe bringen kann. Mir war er nah und nach Flucht zumute. Ich habe mit Tagen Pause dazwischen gelesen.
Um die Haltung Bölls dem Krieg gegenüber zu beschreiben, kann nur das Wort „sinnlos“ verwendet werden. Besonders in einem Kapitel, das in der Slowakei spielt und von der Sprengung und dem Wiederaufbau einer Brücke berichtet, nur damit sie am Ende des Kapitels erneut gesprengt werden muss, wird diese Sinnlosigkeit deutlich.

Nur 176 Seiten ist mein Band lang. Aber aus jeder Figur in Bölls Roman scheint dem Leser ihr ganzes Leben entgegen. Ihre Wahrnehmung des Krieges und alle Regungen und Taten folgen klar. Böll charakterisiert deutlich durch Dialoge und Taten seiner Figuren. Er lässt sie auch kümmerlich, treudoof oder feige sein und schont sie nicht vor Menschlichkeit.
Auch weiß er, dass die Menschen im Krieg ihre Masken verlieren und dass der Tod geschmacklos sein kann - dass er bei weitem nicht immer feierlich und erhaben, aber im Krieg stets tragisch ist. Und dass er oft für die große historischen Entwicklungen gar keine Bedeutung hat.

Es ist das eindringlichste Buch für mich seit langem, weil es roh, nah und echt geschrieben ist. Nicht ein bisschen Kosmetik findet man darin und auch als Leser keine Schonung.
Wenn in einer Geschichte ein Mensch plötzlich und unnatürlich stirbt, ziehen sich mein Magen und mein Herz zusammen. Ich atme zu schnell zu hart ein und halte den Atem. Ich ringe mit den letzten gelesenen Wörtern und will sie wieder ungelesen machen. Wie konnte der Autor diesen Weg gehen?
Unsere grundlegende Erwartung für Buchhelden ist das Happy End. Wenigstens für eine der Figuren. Wenigstens für eine?! Aber Böll richtet sich nicht nach Leseerwartungen. Er richtet sich nach dem Leben.

Wo warst Du Adam? ist ein Anti-Kriegsbuch, weil man den Krieg nach den ersten paar Kapiteln satt hat.
Ich bin dem Buch dankbar, dass es mir den Krieg so häßlich und unmittelbar vor Augen geführt hat. Kein anderes Medium hat das bisher so für mich getan. Ich kann Wo warst Du, Adam? denen empfehlen, die nach Echtheit im Unfassbaren suchen.